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                                        Grooves  2000


3P: Revolution - Rödelheim 1990-1999
Absolute Beginner: Babule: Boombule Remixed
Beenieman: Art and Life
Big Youth: Natty Universal Dread
Brian Augers Oblivion Express: Voices Of Other Times
Brotlose Kunst: Sklaven der Zeit
Chickenpox: Approved By The Chickenpox
Creutzfeld & Jakob: Gottes Werk und Creutzfelds Beitrag
Dejavue: Zwei Dumme ein Gedanke
D-Flame: Bastard
Erykah Badu: Mama´s Gun
Fatboy Slim: Halfway between the gutter and the stars
Fauna Flash: Fusion
Fettes Brot: Fettes Brot für die Welt
FK Allstars: En Directo
Fünf Sterne Deluxe: Neo Now
David Holmes: Bow Down To The Exit Sign
Kaputtnicks: Brief an den Bundeskanzler
Mc Rene: Ein Album namens Bernd
Mc Rene: Die Maxis 93-98 und unveröffentlichtes Material
Jackie Mittoo: The Keyboard King Of Studio One
Morcheeba: Fragments Of Freedom
Outkast: Stankonia
Finley Quaye: Vanguard
Schönheitsfehler: Sexdrugsandhiphop
Söhne Mannheims: Zion
Tokyo Ska Paradise Orchestra: Full Tension Beaters
Torch: Blauer Samt
VA: Allnighter
VA: Amiga a Go-Go
VA: Blue Brazil 3
VA: Blue Juice 3: Die Melone
VA: Doob Doob O´Rama 2
VA: Latina Cafe
VA: United Colors Of Ska 3
Vienna Scientists: A Mighty Good Feeling
Nicole Willis: Soul Makeover

 

Amiga a Go-Go (Amiga/BMG)

Bei dem DDR-Label Amiga denkt man in erster Linie an klassischen Ostrock Marke Karat, mit deren Hit die zweifelhafte Karierre eines rumänisch/westdeutschen Schlagerrockers doch noch ein wenig Glanz abbekam.
Amiga konnte aber auch anders, nämlich "grooven". Musikitel wie "Philodendron" oder, weniger kaschiert, Philly-Nova und Bandnamen wie "Modern Soul Band" verweisen deutlich auf Ihre Quellen.
Ähnlichkeiten zu glutaminversetzten Derivaten zeitparaleller deutscher Produzenten wie Giorgio Moroder können getrost ausgeschlossen werden. Hervorzuheben sind die Theo Schumann Combo mit Ihren funkig-fetzigen "Derby" sowie das Orchester Günter Gollasch mit einer spacig-pompösen Mischung aus "house of the rising sun" und "2000 light years from home", angeblich auf der ersten und somit prestigeträchtigen Amiga-"Stereo"-LP erschienen.
Ebenfalls easy-orientiert und sehr geladen: "Tentakel von Orchester Walter Kubiczeck. Nach Uschi Brünnig und Günter Fischer darf dann natürlich auch Manfred Krug nicht fehlen. Er empfiehlt sich mit zwei soulorientierten Fischer-Kompositionen, eine davon bislang unveröffentlicht.
Fazit: eine längst fällige Rehabilitierung. (dp)
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  Dejavue: Zwei Dumme ein Gedanke
(Mazooma Records)

Die beiden Berliner MC No Oner und Zyre a.k.a. Robespierre beweisen, dass ihre letztjährige Maxi "Made 2 Chill" keine Eintagsfliege war. Der Titeltrack, "Dope MCs" und "Berlin City Nights" gehören sicherlich zum besten Hip Hop, der dieses Jahr herausgekommen ist. Neben den guten Texten (unheimlicher Flow) überraschen sie auch mit geschmeidigen Reggae-Samples. In ihren eigenen Worten: "Unsere Raps sind eine Klasse für sich wie blaues Blut". Verstanden? Ja, klar! (vf)
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Nicole Willis: Soul Makeover (Sähko/Ixthuluh)

Der Titel dieses wunderbaren Albums ist Programm: Niccole Willis erfindet den Soul zwar nicht neu, doch sie singt ihn überzeugender als die meisten Sängerinnen unserer Zeit. Locker mischt sie 60er-Soul, 70er-Funk, streut jazzige Bläser drüber. Für die Texte zeichnet sie allein verantwortlich, die Musik hat sie gemeinsam mit Maurice Fulton und Jimi Tenor, dem derzeit wohl mutigsten Spaziergänger zwischen allen musikalischen Welten, geschrieben. Tenors Einfluß ist es sicher zu verdanken, dass diese Platte trotz ihrer klassischen Soul-Nummern wie aus dem Jahr 2000 und nicht wie 1972 klingt. Deshalb wird sie wohl niemanden kalt lassen. Bisher das gelungenste Soul-Album dieses Jahres! (vf)
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Torch: Blauer Samt (V2)

Dieser Mann hat einen Auftrag. Er rappt, als würde sein Leben davon abhängen und scheint aus einem unerschöpflichen Fundus an Themen zu schöpfen. Pathetische Kommentare zur Lage des Planeten (Die Welt brennt) stehen neben Bestandaufnahmen des Hip Hop (Wir waren mal Stars), mittelalterlichen Rittersagen und dem Höhepunkt des Albums, der Geld-Hymne "Blauer Schein".

Neben diesen globalen Themen kommen auch die persönlichen nicht zu kurz: "Als ich zur Schule ging", "Hey Mädel" oder "In deinen Armen". Wer sonst bringt die Zeilen " ich wollte immer einzigartig sein - und nun hab ich´s geschafft, in deinem Herz ist nur Platz für einen" und "Auf der Suche nach Identität, ein schwarzer Deutscher - Haiti ist weit und Ostpreussen fast noch weiter" mit leichter Hand in einem Stück unter?

Torch nimmt die Texte wichtiger als die meisten seiner deutschsprachigen Kollegen und kann es nach wie vor locker mit der Konkurrenz aufnehmen. Sein Gespür für soulige Beats rundet diese Platte ab. Wie unsere bundesdeutschen Nachbarn sagen würden: Erste Sahne. (vf)
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  Fünf Sterne Deluxe: Neo Now (YoMama/Zomba)

5SD zählen zweifellos zu den besten deutschen Hip Hoppern. Ihr neues Album beweist das wieder eindeutig, obwohl es wie ihr erstes Album Schwächen hat. Doch trotz manchmal nervender Disserei dominieren die originellen Texte, fette Beats und gut gewählte Samples.
Vor allem lassen sie sich musikalisch nicht festlegen: "Ja, ja ...deine Mudder" ist zwar drauf, aber nicht unbedingt typisch. Von Stillstand jedenfalls keine Spur. (vf)
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  David Holmes: Bow Down To The Exit Sign (Go!Beat)

Vergleiche sind schwer und manchmal undankbar. "Lets get killed" - Holmes düster groovendes US-Großstadt Epos von 1997 ist mir ans Ohr und Herz gewachsen. "Bow Down To The Exit Sign" folgt formalistisch dem gleichen Prinzip: ein Soundtrack für einen noch zu drehenden Film, Stücke verbunden durch Straßenlärm und Gesprächsfetzen.
Klingt "Lets get killed" wie ein jazzig abgefucktes und cool groovendes Gangster-Drama ( zB. "a blast of silence"),das durch perfekte Samples besticht, dröhnt
"Bow down..." eher wie Train Spotting dahin. Vocals, Back-vocals, viel Guitarre, Stooges-Fragmente mit Titelanleihen (Sick City - Sin City?) vereinigen sich mit indie-popigen (69 Police, Zero Tolerance) und funkigen (Living Room) Partien zu einen dichten Soundkaleidoskop. Zahlreich verstreute und hintergründig mitschwingende Musikzitate animieren zu erneuten hören.
Unüberhörbar auch der Einfluß von Bobby Gillespie von Primal Scream, der mit zwei Nummern auch gesanglich vertreten ist.
"Lets get killed" schwingt leider nur noch in "incite a riot " nach. Persönliches Fazit: Eine leichte Entäuschung über zuviel Popelemente. (dp)



  Doob Doob O' Rama 2 (Normal Records)

Zweite Folge der Filmsong-Compilation aus "Boolywood" - schräg, kitschig, überdreht und Tempo, Tempo, Tempo. Wer bereits einen "Currywestern" oder ähnliche indische Meter-Filmware gesehen hat, den werden die skurillen Gesangs- und Musikeinlagen, die Dramatik, Action und Schwülst der Filmszenen geradezu krönen, unvergessen bleiben.
Atmosphärisch auch die Aufnahmen, die irgendwie zwischen Grammophon und Konserve angesiedelt sind - von der Leinwand eben. Die meist orchestral angelegte Musik wechselt zwischen 30er Jahre anmutenden Tanzball-Swing, überdrehten Fifty Guitaren Rock & Boogie-Melange, dröhnende Bläsersätzen und vielen sonstigen Klangkörpern.
Exotisch auch der Gesang, der durch seinen dramatischen, dialoghaften Aufbau und aberwitzigen Charme (sogar Joddeleinlage !) begeistert. Bekannteste Nummer ist wohl " Ina Mina Dika", Hintergrundmusik eines MTV-Spots (indischer Friseursalon).
Fazit: Exotik, Humor und Skurilität gepaart mit einen umwerfenden Sound garantieren ein Musikerlebnis der besonderen Art. Eindeutige Steigerung gegenüber Vol. 1 - Suchtgefahr! (dp)



  Morcheeba: Fragments of freedom (Indochina/WEA)

Das dritte Morcheeba-Album leidet wie sein Vorgänger "Big Calm" vor allem an den ständigen Vergleichen mit ihrem sensationellen Erstling. Der Stil wurde weitgehend beibehalten, der runde Sound, zwischen Soul und TripHop angesiedelt, schmeichelt ohne Gnade. Wahrscheinlich ist es diese perfekte Produktion, die Kritiker dazu verleitet hat, das Album als oberflächlich und einfach gestrickt zu verdammen. Doch Perfektion und samtige Weichheit bedeuten nicht automatisch Langeweile. "Fragments of freedom" ist sehr gelungen, Experimente bietet es aber nicht und die Harmonie wird ebenfalls nie gestört. Hätte das jemand von den Impressions verlangt? Na also. (vf)



 
3P: Revolution - Rödelheim 1990-1999 (3p)

Zehn Jahre Moses P. sind tatsächlich ein Grund, den Beitrag dieses Ausnahme-Rappers, Prouzenten, Texters etc. Revue passieren zu lassen. Mit "Keine Ist" gelang ihm einer der ersten deutschsprachigen Hip Hop-Hits, die beiden RHP-Studioalben würden ihm schon einen Spitzenplatz in der ewigen Hitparade des Raps in Deutschland sichern.
Die 18 Lieder sind allesamt bekannt, es gibt also keine Überraschungen. Diese geballte Ladung Rödelheimer Liedgutes ist aber dennoch interessant.
Moses P. lugt aus allen Songs hervor. Neben ihm gelingt es nur wenigen (z.B. Sabrina Setlur) ein eigenes Profil zu entwickeln. Die pubertär-dissende und die sensible Seite, die im RHP und auf Moses´Solo-CDs so genial nebeneinander stehen, sind in den letzten beiden Jahren vor allem auf Illmat!c (der böse Junge mit Street-Credibility -) ) und auf den Schwarm aller Schwiegermüter, Xavier Naidoo, aufgeteilt. Diese Arbeitsteilung mag zwar marketingmäßig Sinn machen, die Qualität der Lieder leidet aber schrecklich.
Also: Bitte noch ein Jahrzehnt 3p, aber die Hälfte der Acts würde es auch tun. (vf)
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MC Rene: Die Maxis 93-98 & unveröffentlichtes Material (MZEE Records)

Wer durch MC Renes "Ein Album namens Bernd" auf den Geschmack gekommen ist, bekommt durch diesen Sampler den Hintergrund bzw. die Vorgeschichte geliefert. Die 15 gelungenen Tracks beweisen, dass MC Rene auch ohne Hilfe eines Star-Aufgebots eindrucksvollen Hip Hop zustande bringt. "Köllifornia", "Die neue Reimgeneration" und "Ein anderer Ausflug" weisen schon alle Qualitäten auf, mit denen er auf seinem neuen Album ein größeres Publikum begeistert. Nicht nur für eingefleischte Fans empfehlenswert. (vf)
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Brotlose Kunst: Sklaven der Zeit (Tonträger Records/Hoanzl)

"Sklaven der Zeit" bezeichnet die Stimmung dieses Albums ganz hervorragend. Vor ruhigen trance- und trip hop-angehauchten Samples beschäftigen sich die Raps mit den existenziellen Fragen unseres Lebens und unserer Zeit. Obwohl die Tracks in einem Zeitraum von zwei Jahren aufgenommen wurden, wirken sie trotz der vielen Mitwirkenden wie aus einem Guss.
Es zahlt sich daher gar nicht aus, einzelne Lieder hervorzuheben, insgesamt bilden sie eine schöne Einheit. Ein kräftiges Lebenszeichen des österreichischen Hip Hop. (vf)
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Kaputtnicks: Brief an den Bundeskanzler

Die Kaputtnicks liefern mit ihrer Brief-Single einen gelungenen Beitrag zum Protest gegen die schwarz-blaue Regierung ab, der schmeichelweich groovt. Trotz eindeutigem Statement vermeiden sie jede Peinlichkeit. Als Bonus-Tracks runden "Globaler Respekt" von Texta und Kayos "Wilde Geschichten" das Thema ab. Bitte mehr davon. (vf)
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Absolute Beginner: Bambule:Boombule remixed (Motor Music)

Absolute Beginner haben ihr Album "Bambule" komplett remixt bzw. remixen lassen. Was nach einer gefährlichen Drohung klingt, hat perfekt geklappt.Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Teilweise wurden die Tracks nur leicht geändert, bei anderen die komplette Hookline ersetzt (Hammerhart).
Höhepunkte gibt es in rauhen Massen: Das Liebeslied wurde unter den Händen (Reglern) von DJ DSL zum funkigen Tanztrack.
Don Philippe, Max und Joy Denalane (FK Allstars) verdeln "Nicht Allein".
Bei diesen exquisiten Remixern ist es kein Wunder, dass dieses Album auch spannend ist, wenn man das Original nicht kennt (falls es so jemanden gibt).Also: Zugreifen, deutschsprachiger Hip Hop der Spitzenklasse. Eines der wenigen Remix-Alben, dass überleben wird. (vf)
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Mc Rene: Ein Album namens Bernd (BMG)

Erprobte Verbalakrobatik präsentiert Mc Rene, manchmal fast etwas zu glatt produziert. Trotzdem swingen die Tracks und sind fast alle tanzbar.
Zwischen den einzelnen Nummern gibt es aber enorme Unterschiede. DJ Thomilla und DJ Friction prägen einigen Tracks musikalisch ihre Note auf, andere Samples gehen eher daneben. Vor allem Thomas Schmidt verdirbt einiges sowohl als Composer als auch als Produzent.
Der Gesamteindruck ist also eindeutig positiv. Bleibt zu hoffen, dass er in Zukunft genauer überlegt, mit wem er zusammenarbeitet. (vf)
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Deichkind: Bitte ziehen Sie durch (Showdown Records)

Warum Hamburg so ein guter Nährboden für Hip Hop ist, wird wohl nie gelöst werden. Deichkind liefern aber mit "Bitte ziehen Sie durch" ein beeindruckendes Lebenszeichen.
Soulige Beats kombinieren sie mit bissigen Reimen, die auch gern einmal etwas tiefer werden, ohne aber jemals peinlich oder plump zu wirken.
Einzelne Tracks hervorzuheben wäre sinnlos, da es keinen wirklichen Durchhänger gibt.
"hört Ihr diesen Edelbeat, werft die Hände zum Himmel, so daß es jeder sieht, nickt die Köpfe mit und öffnet den Champagner. Was ist der Anlaß? Deichkind ist auf diesem Beat der Stammgast." Absolut richtig. (vf)
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FK Allstars: En Directo (Four Music)

Max Herre, Don Philippe und DJ Friction, der Kern von Freundeskreis, haben bereits auf ihren ersten beiden Alben mit einer ganzen Reihe von unterschiedlichen MusikerInnen und SängerInnen zusammengearbeitet. Gerade ihre Live-Auftritte leben von diesen Gästen. "El Directo" wurde im Dezember 1999 auf auf vier Konzerten in der Schweiz und Deutschland aufgenommen und bringt das einzigartige Live-Flair von FK so herüber, als wäre man beim Konzert. Die Höhepunkte ihrer beiden Studio-Alben (Anna, Vorhang der Geschichte, Leg Dein Ohr auf die Schiene der Geschichte, Esperanto) sind in sehr souligen Versionen vertreten und durch neue Tracks ergänzt. Weitere Erkenntnis: Auch Chemnitz ist nur ein Vorort von Kingston. Zusammenfassen: Politische Texte, Musik zum eng tanzen, erotische Stimmen - ein Volltreffer. (vf)
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Jackie Mittoo: The Keyboard King of Studio One (Soul Jazz records)

Ein lässig rauchender Rude Boy in enganliegenden und etwas zu kurz geratenen Sixties- Anzug lächelt vom Cover - Jackie Mittoo, Gründungsmitglied der Skatalites, Stammstudiomusiker bei Studio One und begnadeter Organist. Wer nun einen Streifzug durch Ska, Rocksteady und Reggae vermutet, hat nur zum Teil den richtigen Riecher. Es funkt, jazzt und groovt, und der Rythmus verlässt nicht selten das Insel-Gefilde. "Hot Tammle" zum Beispiel würde man eher auf einen Keb Darge's Funk Sampler vermuten, und so gings mir mit einigen Nummmern.
Vergleiche sind immer so eine Sache, aber Paralellen zu Booker T oder Lonnie Smith liegen sicher nicht völlig daneben. Die Kombination mit Reggae führt zu Perlen wie "Black Organ" (geniales Verschmelzen von jazziger Orgel und wahwahender Reggae-Guitare) oder entspannt groovenden Ohrwürmern wie "Totally together" oder "Summer breeze"(es gibt auch guten Sunshine-Reggae!). Kaum vertreten ist Mitoos Ska-Phase.
Dennoch: "Get up and get it"! (dp)

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Latina Café (Wagram Music/Ixthuluh)

Die nicht enden wollende Latino-Welle bringt neben viel akkustischer Umweltverschmutzung auch erfreuliche Beispiele für die Vielfalt lateinamerikanischer Musik. Die Doppel-CD "Latina Café" gehört zur zweiten Art. Auf der ersten CD (Mundo Latino) gibt es eher klassischen Latino-Sound aus den Jahren 1963 bis 1998. Höhepunkte sind La Lupes Version von "Fever", die zu den erotischesten und mitreissendsten dieses oft gecoverten Stücks gehört, Pete Conde Rodriguez´ "I´d like it like that" und Isaac Delgados "La Sandunguita".
Die Selbstverständlichkeit, mit der Pop-, Jazz- und andere musikalische Einflüsse übernommen, unterscheidet sich erfrischend von der bemüht-peinlichen Weltmusik Europas. Die zweite CD (Nuevas Vibraciones) versammelt 15 Stücke der letzten 5 Jahre. Die Stücke nehmen behutsame Anleihen bei Dub, Trip Hop. Sie sind durchgehend Dance-Nummern im besten Sinn, ohne Richtung Ricky Martin abzufallen. Es ist faszinierend, auf welche Art und Weise diese Einflüsse verarbeitet werden, teils elektrisch aber, aber auch rein akkustisch. Wer sich dieses Jahr nur ein Latino-Album zulegen will, sollte dieses wählen. (vf)
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Beenieman: Art and Life (Virgin)

Beenieman ist in Jamaika einer der absoluten Ragga- und Dancehall-Superstars. Bei uns war er - wenn überhaupt - für seine Zusammenarbeit mit Größen wie Third World bekannt. Mit "Art and Life" wird sich das wohl ändern, was vor allem an seiner stärkeren Hinwendung zum Hiphop (sehr US-ausgerichtet!) liegen könnte. Auf 17 groovigen Lieder bringt er seinen flüssigen Gesangsstil voll zur Geltung. Egal ob harte, rein dance-orientierte Lieder oder relaxte Songs: Beeniemans charakteristische Stimme begeistert beim Rappen und Singen gleichermaßen. Die Gastauftritte,z.B. von Wyclef Jean und Kelis, bereichern dieses Album noch zusätzlich. "Love me now", "Jamaica Way" oder der Titeltrack sollten es auch in Österreich ins Radio schaffen. (vf)
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Blue Juice 3: Die Melone

Die dritte Ausgabe der Blue Note Serie besticht wieder durch die ausgewogene Mischung aus Soul , Funk, Jazz und Easy-Perlen, wobei gerade Trennlinien zwischen den Sparten schwer zu ziehen sind. Bestes Beispiel und gleichzeitig einer der Höhepunkte: "Theme de Yoyo", eine Coproduktion zwischen der Northern Soul Ikone Fontella Bass (Rescue me!) und den Art Ensemble of Chicago. Die Nummer läuft seit Tagen ununterbrochen in meinen Gehirnwindungen.
Bizarr groovig Bobby Womacks California Dreamin´ Cover . Kurios auch eine lässig swingende uptempo Version des Klassikers Dock of the Bay von Peggy Lee. Ein kräftiger Schuß Hammond (Richard Groove Holmes, Victor Feldman, ua.) veredelt schließlich den guten Tropfen.
Besonders erfreulich ist zudem , daß mit Blue Juice 3 nun auch wieder die Vorgänger ( Teil 1 mit "Streets of Calcutta" und "Dancing Drums" von Ananda Shankar - legendär!!!) zum Mid- Price Angebot erhältlich sind. Unbedingt zuschlagen! (dp)
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  Blue Brazil 3

Der zweite Sommer nach Buena Vista und immer noch kein Ende der Latin-Welle in Sicht. Blue Notes dritter Streich kommt da gerade recht. Neben Bossa und jazzig instrumentierten Sing Sang finden sich auch popigere Stückchen wie Leny Andrades "Nao Adiante". Die Nummer swingt flott und groovig dahin, nostalgische "uuhh backvocals" unterlegen die energiegeladene Stimme der Sängerin. Auch ihre zweite Nummer "Alvoroco" begeistert ungemein.
Ziemlich psychedelisch Moog-abgefunkt Egberto Gismontes "Educacao Sentimental". Herrlich schräg auch Wanderlea (Wah Wahs?!). Frische Bossa Vocals mit den richtigen "easy living" Flair versprüht Wilson Simonals "Tuo de voce".
Alte Bekannte wie Marcos Valle (mit Klassiker "Os Grillos"), Elza Soarez oder das Milton Banana Trio, sind auch wieder mit von der Partie. Treibende Samba-Percussion von Monsueto vervollständigen das Brazil-Mosaik.
Fazit: ein durchaus ansprechender wie eigenwilliger Querschnitt durch brasilianisches Musikschaffen der 60er und 70er Jahre zum Mid-Price Angebot.
Tip: Die Doppel CD "A Trip to Brazil" bietet einen gut sortierten und ausgewogenen Höhrgang in Sachen Bossa Nova . Ideal für Einsteiger, ein Fest für Bossa-Fans Erschienen auf Motor Music 98 (dp)
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  Fettes Brot für die Welt (Intercord)

Gegen Fettes Brot lässt sich ja eigentlich nichts sagen und nach einer langen Durststrecke, die nur durch Singles mit James Last oder ähnlichem uberbrückt war, klingt die Ankündigung eines Doppelalbums umwerfend. Beim Hören relativiert sich dieses Hochgefühl leider etwas: Einige eher nichtssagende Remixes und Live-Versionen sowie einige fade Füller (Dusch dich mal) lassen den Verdacht aufkommen, dass es diesmal ums Abcashen ging. Einige Tracks sind natürlich sehr toll, die hätten aber auch auf einem einfachen Album Platz gefunden. Also: Bitte bald ein echtes neues Album und nicht eine solche Verwertung von Resten. (vf)
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Schönheitsfehler: Sexdrugsandhiphop (Motormusic)

Als Reimmeister und Erzeuger geschmeidiger Beats sind sie bekannt und enttäuschen auf ihrem neuen Album auf keinem Track. Der Hit "Duo statt Solo" ist gut ausgewählt, was aber nicht bedeutet, dass die anderen Tracks ihm nachstehen. Neben ihren bekannt psychedelischen Stimmungen streuen sie viele unterschiedliche Sounds, die dafür sorgen, dass die Platte sicher lange spannend bleibt. Diese LP kann locker neben ähnlichen Produkten von Ferris MC und Kollegen bestehen. Bleibt nur zu hoffen, dass Schönheitsfehler auch in Hamburg verstanden werden. (vf)
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  Fauna Flash: Fusion (Compost Recs./PP sales Forces)

Der Titel ist Programm. Glücklicherweise im positiven Sinn, denn die beiden Münchner Christian Prommer und Roland Appel schaffen eine perfekte Symbiose von D&B, Soul, Jazz und HipHop, um nur die auffälligsten zu nennen.
Höhepunkte sind das soulige "Morning" und "Ten", das von der wunderbaren Stimme Deidra Jones´lebt. Für einschlägige Fans unentbehrlich, für alle anderen eine Einstiegsdroge. (vf)
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  Chickenpox: Approved By The Chickenpox (Burning Heart/Connected)

Ska war in den letzten Jahren allgegenwärtig. Egal ob Werbung oder abgehalfteter Funpunk - stets bedienten sie sich in der Frühzeit des Reggae. Meistens funktioniert das kurzfristig auch. Die Lieder nutzen sich allerdings doch bald ab.
Nicht so bei diesem Album, das anfangs etwas sperrig wirkt und die HörerIn erst bei mehrmaligem Hören mitreisst. Dann aber umso nachhaltiger. Fazit: Neben einigen Partyknallern auch erstklassige Songs, die sich dem typischen Strickmuster entziehen. (vf)
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  Big Youth: Natty Universal Dread (Blood and Fire/Echo Beach)

Diese drei CD-Box präsentiert 51 teils bekannte, teils zumindest in Europa nicht veröffentlichte Tracks des legendären 70er-Toasters.
Dabei wird die Phase von 1973 bis 1979 umfassend abgedeckt.
Eigenen Songs und Coversionen bekannter Reggae- und Soulnummern drückt er in gleicher Weise seinen persönlichen Stempel auf. Die politischen Statements und sozialkritischen Betrachtungen des Lower Class-Jamaikas bilden einen eigenartigen und faszinierenden Kontrast zu Bibel- und anderen alltäglichen Zitaten.
Wenn sich nicht noch irgendwo verschollene Bänder finden, ist das wohl die ultimative Werkschau dieser Reggae-Ausnahmeerscheinung. (vf)
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  Erykah Badu: Mama´s Gun (Motown/Universal)

Erykah Badus lang erwartetes zweites Album ist so schwer zu beschreiben wie Soul/R´n´B heute überhaupt. Zweifellos ist es eine wunderschöne Platte geworden.
Trotzdem kommt bei mir keine ungetrübte Begeisterung auf. Die Erneuerung des Soul, die von vielen Zeitschriften angekündigt wird, kann sich so wohl nicht anhören. Die Versatzstücke aus unterschiedlichsten schwarzen Stilen waren zwar schon immer typisch für Soul.
Trotzdem wirkt alles altbekannt, es gibt keine Überraschungen und die Assoziationen und Zitate von Marvin Gaye bis Working Week wirken gerade wegen der perfekten Produktion wie eine stilsichere Zusammenfassung von 40 oder mehr Jahren schwarzer Musiktradition.
Wer sich aber mit solchen Fragen nicht belastet, wird an den perfekten, vielseitigen Liedern und Badus Ausnahme-Stimme uneingeschränkte Freude haben. (vf)
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  Söhne Mannheims: Zion (DKSMS)

An der Stimme Xavier Naidoos wird ja sicher niemand etwas auszusetzen haben, an den Stimmen seiner Crew wohl auch nicht. Sonst ist das Album aber entweder (a) sterbenslangweilig oder (b) nervend missionarisch.
Das Sendungsbewusstsein des selbst ernannten Evangelisten in allen Ehren: Viele Soul-Größen hatten davon ebenfalls im Überfluss. Doch die brachten mehr Schwung und Herzschmerz rüber als sich die Söhne Mannheims auch nur ansatzweise vorstellen können.
Ihr Ergebnis ist leider nur schlapper Soul-Pop. Absolut verzichtbar. Kleiner Tipp am Rande: Moses P hätte sicher mehr aus diesen Songs heraus geholt. (vf)
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  Tokyo Ska Paradise Orchestra: Full Tension Beaters (Groover Records)

Ska ist offensichtlich nicht umzubringen. Besonders die primär auf Speed ausgerichtete Spielart, der auch das TSPO anhängt. Titel wie "5 days of Tequilla" oder "Howlin´Wolves" weisen den Weg: Einerseits zum Abtanzen, andererseits präsentieren sie sich als orthodoxe Hüter einer glorreichen Vergangenheit. Innovativ ist das natürlich nicht, aber die Bläser verstehen ihr Handwerk. (vf)
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  D-Flame: Bastard (Universal)

Sympathisches Hip Hop-Album aus dem Eißfeldt-Umfeld. Die Raps können bereits beim ersten Hören überzeugen, die Samples sind dagegen etwas eintönig. Deshalb fehlt leider der Ohrwurm, der nötig wäre, um sich gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen. (vf)
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  Brian Augers Oblivion Express: Voices Of Other Times (Edel)

Brian Auger spielt auf der Hammond-Orgel bereits über 35 Jahre und hat ganze Generationen von MusikerInnen zu diesem Instrument gelockt. Obwohl er vor allem für seine Aufnahmen aus den 60er-Jahren bekannt ist, tourt er permanent (vor einigen Jahren etwa mit Eric Burdon in Wien) und nimmt ebenso regelmäßig neue Platten auf.

Seinem einmaligen soulig-jazzig-funkigem Stil bleibt er treu, daran können auch seine Tochter als Sängerin und sein Bruder am Schlagzeug wenig ändern. Einziger Kritikpunkt (wie schon bei seinem Konzert im Oktober): Slappen.
Wer mit fiebrigem Blick nach dem nächsten Trend Ausschau hält, sollte die Finger davon lassen. Wer sich vom Überleben der Hammond-Orgel überzeugen will, sollte sich dabei dieses Albums bedienen. (vf)
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  Outkast: Stankonia (Laface/Arista/BMG)

Das vierte Album des Duos aus Georgia hält das Niveau der Vorgänger, überrascht aber wieder durch seine Vielfalt. Diese zeigt sich besonders an den Kooperationen mit Khujo Goodie, B-Real und vielen anderen. Diese erhalten breiten Platz zur Entfaltung und dürfen nicht nur zwei Zeilen oder Samples beisteuern.
Mein Lieblingsstück: "So Fresh, So Clean". Auch für Menschen, die sonst so ihre Probleme mit Hip Hop haben, empfehlenswert. (vf)
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  Fatboy Slim: Halfway between the gutter and the stars

Fatboy Slim setzt auf Party pur. Das hat er zwar bei seinem letzten Album auch schon gemacht, doch alle, die geglaubt haben, dass der Gipfel erreicht ist, werden eines besseren belehrt.
Also: Auf "Play" drücken, Hirn ausschalten undes geht los. Klingt etwas eindimensional. Das ist es auch - aber auf höchstem Niveau. Selbst wenn man es versucht, kann man sich diesen Beats nur schwer entziehen. Mit Vernunft geht bekanntlich gar nichts, wenn Herz, Bauch und Beine bereits entschieden haben. (vf)
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  Creutzfeld & Jakob: Gottes Werk und Creutzfelds Beitrag
(Put da Needle To Da Records)

Creutzfeld & Jakob rappen mit einem Speed, an den wohl nur wenige andere heran kommen. Da fällt beim ersten Mal Anhören kaum auf, dass die Musik manchmal etwas monoton wird. Fette Beatz sind was anderes. Und die Texte: Das obligatorische Dissen der Konkurrenz füllt das halbe Album, der Rest ist großteils sehr witzig.
Das klingt etwas ratlos und so fühle ich mich auch: Das Album ist nett, aber irgend etwas fehlt. Mal schauen, ob diese Scheibe auchin einem halben Jahr noch läuft. (vf)
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  Vienna Scientists: A Mighty Good Feeling (Columbia/Sony)

Der dritte Teil der bewährten Serie bleibt dem typischen weichen down tempo-Sound treu, beeindruckt aber durch eine größere stilistische Vielfalt als früher.
Die zwölf größtenteils unveröffentlichten Tracks stammen sowohl von etablierten Scientists (Sin, Tosca) als auch von noch unbekannten.
Zu den herausragendsten Tracks zählen "Keep On Truckin´", eine unwiderstehliche, treibende Tanznummer und das dubige "5-Leaf-Clover".
Am schillerndsten ist "Drugstore Woman" von Syncope. Diese Apothekerin erweckt Tote zum Leben. Unwiderstehlich! (vf)
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  United Colors of Ska Vol.3 (Vielklang/Ixthuluh)

Der dritte Teil dieser bewährten Reihe beinhaltet 21 Ska-Bands aus aller Welt. Neben bekannten Gruppen wie The Busters, Bluekilla, Blascore, Skaos oder den Bad Manners präsentieren sich auch Bands aus Japan, Brasilien und Australien. Meine Favoriten: Die türkischen Athena und Aktus aus der Ukraine. Auch nach dem Ende des Ska-Hypes Anfang der 90er-Jahre gibt es also noch eine lebhafte Szene mit sehr unterschiedlichen Ansätzen. Auffällig ist vor allem, dass esnicht mehr ausschließlich um Speed geht. Jetzt sollten einige Bands nur noch touren. Der Großteil der Bands ist ja aus Europa, sollte also kein unüberwindbares Problem darstellen, oder? (vf)
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  Allnighter (Goldmine 2000)

Northern Soul, Veteran und Pionier in Sachen Dancefloor, hat den Wechsel ins neue Jahrtausend gut überstanden. Davon zeugt auch die Goldmine-Compilation "Allnighter". Der Purismus ist aufgeweicht, der strikte "sixties only" Grundsatz längst aufgegeben, alles was zählt, ist Qualität und Rarität.
Mein absoluter Favorit: Nolan Porter mit "If I could only be sure". Intensiv und klar groovt die Nummer durch Haut und Knochen. Einfach zum eintauchen und mittragen lassen. Gewinner der goldenen Repeattaste.
Weiter höchst aufffällig: Jesse James mit "love is allright"(wer kann da schon wiedersprechen), Shirley Lawson mit "one more chance"( mighty, mighty sweeet !), Rhonda Davis mit "can you remember" (nochmal Zucker!) und Yvonne Vaughn mit "when you gonna tell her about me" (Pathos!!), um nur ein paar zu nennen.
Fazit: Erstaunlich hohes Niveau und eine sehr eingängige Mischung.
Buchtipp: "Casino" von Dave Shaw (Be Cool Publishing) Persönlich und bis zuletzt fesselnd erzählt lässt der Autor eine Northern Soul Legende der Siebziger wiederaufleben - Wigan Casino. (dp)
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  Finley Quaye: Vanguard (Sony)

Finley Quayes lang erwartetes zweites Album ist - im besten Sinn - ziemlich anders als vorauszusehen war. Reggae, Dub und D&B sind natürlich in allen Spielarten vertreten, Quaye geht aber weit darüber hinaus. Die erste Single "Spiritualized" zeigt ihn als knochentrockenen Rocker, der nicht nur als Nachfolger von Jimmy Cliff oder Lee Scratch Perry durchgehen kann.
Diese unterschiedlichen Sounds sind fein säuberlich auf die einzelnen Lieder aufgeteilt, weshalb die Platte etwas auseinander fällt, obwohl an den einzelnen Liedern nichts auszusetzen ist. Das nächste Mal mischt er sie dann vielleicht. Finley Quaye gehört zu den wenigen, bei denen solcher Crossover gut gelingen könnte. (vf)
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