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Christian
Gasser: Mein erster Sanyo (Edition
TIAMAT; Berlin 2000)
Der
Schweizer Popjournalist und DJ hat die ultimative Gebrauchsanweisung verfasst,
wie Pop-Besessene das Leben bewältigen und in weitgehender Würde
altern können. Ähnliche Beschreibungen existieren bereits in
Mengen, doch Gasser geht über die Beschreibung der eigenen Leidensgeschichte
hinaus.
Er
beschränkt sich nicht darauf zu berichten, welche Lieder mit welchen
Erlebnissen verbunden sind. Mit erstaunlich nüchternem Blick beschreibt
er die Notwendigkeit und die peinigenden Folgen des Ausmistens einer Plattensammlung.
Er beklagt nicht nur die Beziehungsfeindlichkeit dieser Leidenschaft sondern
zeigt auch Strategien, mit der teils verständnislosen Umwelt seinen
Frieden zu schließen.
Weitere Höhepunkte: Die Unterscheidung Sammler-Besessener oder die
Erklärung, warum ab einem bestimmten Alter keine Platte mehr das
Leben verändern kann.
Mein
persönlicher Favorit ist das 15.Kapitel: "Das Mixtape in Zeiten
des CD-Brenners". Nicht nur amüsant zu lesen, sondern auch sehr
ermutigend.
Pflichtlektüre für alle Betroffenen und ihre Angehörigen.
(vf)
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Giuseppe
Culicchia: Bla Bla Bla (DTV;
München 2000; öS 113,-)
Culicchia
gehört zu den Stars der neuen italienischen Literatur. "Bla
Bla Bla" ist sein dritter Roman.
Am Anfang steht die plötzliche Erkenntnis, dass das ständige
Geplapper der Freundin und die tägliche Routine nicht mehr zu ertragen
ist. Der Erzähler entflieht während die Freundin am WC ist.
Der spontane Ausstieg wird zum Horrortrip: Kontakte mit anderen Menschen
scheitern aus unerfindlichen Gründen, logische Konsequenz ist eine
zunehmende Verwirrung und das Versinken in die Erinnerung an die scheinbar
glückliche Kindheit.
Am Ende steht die demütigende, aber gescheiterte Rückkehr, die
gleichzeitig die endgültige Selbstaufgabe andeutet.
Ähnlich wie "High Fidelity" kann "Bla Bla Bla"
als Portrait eines Mannes, der sich weigert erwachsen zu werden bzw. mit
den Anforderungen seiner Umwelt nicht zurecht kommt, gelesen werden. Hier
dominiert aber die pessimistische, weniger augenzwinkernd-ironische Sichtweise,
die Culicchia durch seinen prägnanten Stil und die vielen Werbezitate
fast bis zur Unerträglichkeit steigert. Großartig und beklemmend!
(vf)
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Christian
Eichler: Lexikon der Fussball Mythen (Eichborn
Verlag; 2000)
Selbst
für Fussball-Profis (die wir ja alle sind), bringt dieses Buch des
FAZ-Sportredakteurs Eichler eine Menge Neues: Einerseits eine Menge bekannter
Anekdoten und Zitate, die nun endlich mit Namen, Zahlen und Daten belegt
sind.
Andererseits nimmt der Autor - wie ja schon der Titel andeutet - die Mythen
(der Gefoulte soll den Elfer nicht selbst schießen) unter die Lupe
und kommt zu teilweise verblüffenden Ergebnissen.
Das Buch ist sowohl ein verlässliches Lexikon als auch vergnüglich
zum Lesen. Einziger Minuspunkt: Es überwiegt (natürlich!) die
deutsche Sicht, mit einigen wohltuenden Ausnahmen (Wunder von Corduba).
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Christian
Graf: Punk-Lexikon
(Lexikon
Imprint; 2000)
Eine
ernsthafte Warnung ist angebracht. Auf der einen Seite sehr weit gefasster
Punk-Begriff (Red Hot Chilli Peppers), andererseits fehlen Monumente wie
Social Distortion.
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Holger
Jenrich (Hg.): Meine erste Platte (Fischer;
Frankfurt am Main 2000)
Eine
ziemlich lieblose und planlose Aneinanderreihung, da einige der Befragten
überhaupt NICHTS zu sagen haben. Trotzdem sind einige Berichte sehr
witzig.
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